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SoLaWi – das verflixte erste Jahr

Zugegeben, der Aufbau einer SoLaWi ist ein Experiment: Eine Gruppe überzeugter Menschen tut sich zusammen, um gemeinsam Arbeitgeber zu sein. Der Gewinn ist das Gemüse, das in wöchentlichen Portionen abgeholt werden kann. Dieser Gewinn steht aber am Anfang noch nicht zur Verfügung. Die ersten Monate müssen wir im Vertrauen auf eine künftige Ernte investieren und kriegen erstmal nichts.

Denn das Gemüse ist nicht mit der Vereinsgründung oder der Einstellung des oder der Gärtner(In) reif. Wenn wir Glück haben, gibt es im Mai unseres ersten Jahres Kopfsalat und Schnittlauch und im Juni Erbsen. Erst im Juli oder August können, wenn uns das Wetter gewogen ist, Frühkartoffeln, Zucchini, Bohnen und anderes geerntet werden. Der Gärtner oder die Gärtnerin braucht aber jeden Monat sein/ihr Gehalt. Wir verpflichten uns zudem, mindestens Tariflohn zu zahlen. Solidarität hört für uns nicht bei dem eigenen Vorteil auf. Das bedeutet, wir müssen von Beginn an monatlich unseren Beitrag zahlen. Sonst kann der oder die Gärtner(In) nicht leben.

Im ersten Jahr werden wir viel ausprobieren müssen. Wie viel Karotten müssen gesät, Kartoffeln gesetzt, Lauchpflanzen gepflanzt werden, damit alle Vereinsmitglieder das ganze Jahr über davon essen können? Welche Kulturen eigenen sich für den Sandboden in Königstädten? Wie lagern wir das Gemüse und die Kartoffeln ein, damit wir im nächsten Winter jede Woche die Gemüsekisten der Mitglieder voll bekommen? Es wird Rückschläge geben, denn wir müssen noch lernen.

Wir glauben aber, dass sich dieser Einsatz lohnt. Er ist sozusagen ein Vorschuss in die Zukunft. Wir sind aus zwei Gründen so optimistisch: Wir können von den Erfahrungen anderer SoLaWis profitieren, denn Toni ist unser Netzwerk-Delegierter, der weiß, wen man bei Problemen um Rat fragen kann. Viel wichtiger ist, dass wir extrem gute Startbedingungen für eine SoLaWi haben.

Denn Heike und Werner stellen uns das Land am Anfang noch kostenfrei zur Verfügung, Werner steht mit seinem Know-How zur Seite und wir dürfen seine Landmaschinen benutzen. Die Durststrecke ist also denkbar kurz. Wenn wir Glück haben, dauert sie nur ein paar Monate. Die Planung für das zweite Jahr kann gleich beginnen. Wir können vielleicht Kulturen anbauen, die einen Vorlauf benötigen: Erdbeeren etwa.

Wir finden, dass ein naturverbundenes Leben, gesundes Gemüse aus der Region und der Erhalt dieses Naturparadieses, wie Heike und Werner es geschaffen haben, das Engagement wert ist. Außerdem haben wir einfach tierischen Spaß am Gärtnern und der Landwirtschaft.

Kurz nach der Vereinsgründung wird es eine Bieterrunde geben, in der Mitglieder und die, die es werden wollen, die Summe nennen, die sie monatlich für eine ganze oder halbe Gemüsekiste aufbringen möchten. Ein Richtwert wird vorgegeben, er kann aber individuell abweichen. Die Idee ist, dass die Mitglieder auch untereinander solidarisch sind. Wer mehr Geld hat, kann ein bisschen mehr zahlen; wer wenig hat, wird von anderen mitgetragen. Ja, es ist ein Experiment, aber wir finden, es lohnt sich!

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